Angel Ride Odyssey

Rückwärts häufig auf der bevorstehenden Brevetstrecke fahre ich am Freitagnachmittag bei bestem Wetter zum Start. Und weil es fast auf dem Weg liegt, statte ich dem gutgefüllten Rhein an einer seiner spektakulärsten Passagen einen Besuch ab:

Rheinfall bei hohem Wasserstand

Der Bauch ist gefüllt, das Velo von etlichen Dingen (Schlafzeug, Haube, Rückfahrt-Kleider) erleichtert und ich lausche dem Briefing des gleichzeitig stattfindenden HELLDORADO-400er-Brevet. Folgendes Satzfragment bleibt im Gedächtnis: „…dann den Skilift hoch…“. Nicht erst da weiss ich, dass das ich mich zum richtigen Brevet angemeldet habe, auch an einem oder zwei Skiliften vorbei.


Buch SH, Freitag 20:15. Start!

Der vordere Teil des Angel-Ride-Felds. Mit leichtem Rückenwind und 40 km/h braust es auf der Velopiste von Thayngen Richtung Schaffhausen
Klettgau: Schöne Landschaft, schöne Streckenführung, schönes Abendlicht.

Den ähnlichsten Rythmus hat das Paar auf dem Tandem. Für das erste Rückenstreck-Aussteigen eignet sich die Unterführung am Bahnhof Wilchingen.

Dass ich die verwinkelte Strecke Koblenz-Döttingen Stunden vorher befahren habe, erleichtert mir die Navigation.

Durch das AKW Beznau kam ich am Nachmittag problemlos. Jetzt ist zu und mir wird gesagt, ich könne zwar rein, käme auf der anderen Seite aber nicht mehr raus, weil zu. Da ich das massive Tor schon am Nachmittag gesehen habe, schicke ich mich in den Umweg: Aarebrücke beim PSI. Kurioserweise sind die anderen beim AKW durchgekommen. Tja.

Bei Aarau hockt ein Biber am Wegrand. Die Region ist es auch, wo wir die meisten Gravel-Kilometer überholpern.

Die beiden Schranken vor, resp nach der Fussgänger(!)-Brücke vor Olten sind wieder gut gelegen, um auszusteigen. Ich hüpf wieder in die Kiste und durchfahre den Oltner Strassenstrich.

Bis zum nächsten CP nur auf Asphalt kenne ich mich gut aus. Nicht nur weil meinem Handy die Akkuladung fürs Selfie fehlt, biege ich etwas vor dem Checkpoint ab nach Hause.

2×10km Umweg und 4.5h der Brevetzeit für Dusche, Essen, Kaltgetränke, Kleidertausch und ca. 3h Schlaf im eigenen Bett. Die örtliche Kirchenuhr zeigt bei der Weiterfahrt 05:47 an und die Sonne scheint.

Blick zurück im ersten Anstieg des topografisch fordernsten Abschnitts

Ein paar der steilsten Stücke schiebe ich das Velo die ruhigen Strässchen hoch.

Mein Highlight des Brevets: Blick über die nebelgefüllte Hügellandschaft Emmental/Oberaargau

Das Wauwiler Moos gehört auch zu meinem erweiterten Heimgebiet. Dass mir die Routenführung nicht bekannt vorkommt, kann eigentlich nur eins heissen: Gravel, kurz und schlecht rollend.

Blick zurück auf den Sempachersee
Blick übers Luzerner Seetal. Die zweite Hälfte dieser Abfahrt gurke ich hinter einem Arsch her. Der Arsch ist in einem Anhänger und gehört einem Pferd.

Lieber B. Danke, dass ich mich bei dir zHofdere in unmittelbarer Streckennähe zu Kafi&Gipfeli einladen durfte!

Der Weg der Lorze entlang ist gut frequentiert und dementsprechend kraftschonend und zeitbelastend komme ich voran.

Schon lange, also seit ich die Bilder der letztjährigen Austragung gesehen habe, freue ich mich auf den Verpflegungsposten mit Reispfanne, Kaltgetränken, Feuerstelle, Aussicht über den Zürichsee und in die Alpen. Seit Aarau sehe ich hier erstmals wieder andere Brevetteilnehmer.

Liebe N, lieber S. Danke!

Vor Rappi ist Stau und ich bin gar nicht unglücklich, dass wir zwecks Checkpoint auf den linksseitigen Radweg gezwungen werden trotz doofer Ampel in Hurden.

Ein per Text schwierig zu beschreibendes Problem zum in ein paar Wochen/Monaten anstehenden Service besprechen. Das ist das Ziel meines kurzen Abstechers zu speedbikes.ch . Ein paar Minuten später ist dieses Detail analysiert UND das auch gleich behoben. Danke!!

Gibswil erreichen wir mit einer Abfahrt, deren Höhenmeter ich mir zuvor etwa zur Hälfte zu Fuss erarbeitet habe. Der Skiclub Bachtel macht auf der Veloroute Rollskitraining, cool!

Hätte ich vorgängig das Wetter wählen dürfen, so hätte ich genau hier (und entlang der Lorze und am Untersee) Regen gewollt: So ist die schöne Veloroute entlang der Töss zwischen Bauma und Thurbenthal auch am sommerlichen Samstagnachmittag flott fahrbar.
Vor ein paar Jahrzehnten befuhr ich dieses Strässchen oft bei lokalen und nationalen Radrennen. Auch wenn ich Balterswil-Eschlikon schon lange nicht mehr hier durch gefahren bin: Die Erinnerung an den kleinen Kicker hat sich bis heute gehalten.

Liebe M&P, danke, habe ich mich auch bei euch zum Zvieri einladen dürfen. Ihr habt dazu beigetragen, den „Angel-Ride“ himmlisch zu machen, auch wenn ihr angesichts des Regens wahrscheinlich anderer Meinung seid.

Bussnang-Amlikon ist wegen Erdrutsch gesperrt. Die ad hoc gesuchte Umleitung führt mich auf dieser Brücke über die Thur und gefällt mir besser als die (mir schon bekannte) Brevetstrecke.

Bergauf(!) hole ich M ein und wir fahren immer wieder ein Stück zusammen.

Der letzte Gravel-Abschnitt für heute

Unten am Napoleonturm ist der letzte Checkpoint. Ich habe genug Zeit und möchte rauf. Als ich zuletzt hier war, war der Zugang wegen Covid gesperrt, heute bin ich zu spät: Geöffnet bis 18h, das Kontroll-Selfie hat 18:18 als Zeitstempel.

Zu Fuss über den wassergesättigten Boden erreiche ich in der Abfahrt nach Mammern eine „Kachel“. Es ist einer von fünf solcher „Irrwege“ auf diesem Brevet.
Untersee am Samstagabend. In Stein am Rhein werden Marktstände zusammengeräumt und ins Ziel rolle ich mit M. Schön wars!

Bouillon, Poulet vom Grill und Salate schaufle ich in den nächsten Stunden in mich rein und freue mich über unzählige Gespräche.

Auf die Zieleinfahrt des Initiators der HELLDORADO-Route möchte ich warten, schaffe es müdigkeitsbedingt aber nicht, schade.

Das Velo bringe ich am Sonntagmorgen nicht nach Hause, sondern kann es plan(-„B“-)mässig unterstellen. In 24h ist ja schon das nächste Abenteuer…

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