PBP-Vorbereitungsfahrt

Brevet unter dem Reglement von Audax UK DIY, mandatory route.

Idee

Irgendwann zwischen letztem Brevet und Paris-Brest-Paris sollte gemäss meiner Planung noch eine 400-km-Fahrt drinliegen, ein Teil davon in Frankreich. Die Wochenenden bis dahin sind schon so verplant, dass eigentlich nur noch eine verlängerte Überführungsfahrt vom Service* nach Hause drinliegt. Route: Rapperswil, Villingen, Offenburg, Basel, Solothurn.
*ob es sich als sinnvoll herausstellen wird, die erprobte Sitzposition zu ändern?

Die Tour ist ziemlich spontan und schlampig vorbereitet – mal etwas Abwechslung…

Start

Zum Start werde ich im Privattaxi mit super Unterhaltung gefahren. Im Radio (wenn es denn laufen würde), würde sicher über die in den nächsten Stunden zu erwartenden Gewitter berichtet werden. Merci!

speedbikes.ch in Rapperswil. Mit viel Hingabe werden hier Velos gebaut und gepflegt. Und das Wäschpi ist vor diesem Hinter- und Untergrund tatsächlich beinahe unsichtbar…

Das Wäschpi ist noch nicht ganz fertig und bis zur Abfahrt dauert es doch noch etwas.

1930, Start=losfahren.

Nach den ersten Hm rollt das Velo mit frisch eingestellter Spur insb. zwischen Wetzikon und Winterthur mal wieder super. Wären da nicht diese #@%& Radwege…

In Winterthur kann ich der Route für einen Moment nicht folgen: BRouter wollte mich ins Velofahrverbot lotsen…

In Andelfingen über die Thur. In Diessenhofen über den Rhein.

Abendstimmung südlich von Thayngen.

Rechts vorne türmt sich eine gewaltig blitzende Gewitterwolke. Der Wind kommt von links – das sollte passen. Den Wetterradar behalte ich dennoch die ganze Nacht im Auge. Ein Reh hüpft von rechts durch den Scheinwerferkegel. Diese Steigung bei Tengen bin ich zu Beginn des 600ers erst gerade mit F plaudernd hochgefahren.

Bei Geisingen ist die Fahrbahn dampfend nass. Durch die Baustelle schiebe/hieve/zerre ich das Wäschpi, was mir ein paar Meter verkehrsfreies Fahren beschert.

Die Veloroute zwischen Villingen und St. Georgen ist „Radweg gesperrt“. Einen „Radweg“ habe ich nirgends gesehen und die paar Absätze hat das Wäschpi auch geschafft – um die Tageszeit eine ganz einsame Strecke…

Geschafft ist bald auch das Erreichen des Hinweisschilds zur Wasserscheide zwischen Donau und Rhein.

Entlang der Kinzig führt mich die Route häufig auf kleinsten Wegelchen. In Fischerbach (Eschau) mitten durch das junge und „enthemmte“ Partyvolk.

Der südliche Zipfel von Offenbach bildet den virtuellen Wendepunkt der Tour. Schon länger habe ich kein Wasser mehr und finde auch nirgends einen Brunnen. Zudem geht mein Essen zur Neige.

Nach erfolglosen Abstechern zu einem Friedhof und einem vermeintlichen Fussballplatz werde ich in Allmansweier eeendlich fündig: Trinkwasserbrunnen an der grössten Kreuzung. Gemäss Wetterradar wäre es sinnvoll, etwas Tempo rauszunehmen, sonst wird das sehr ungemütlich.

Langsam wird es im Norden(!) hell.

Wenig nach der Querung von Rhein und Landesgrenze finde ich mich auf der D468 wieder – mein Untergrund für die nächsten 80-90 km.

Der Blick auf den Tacho zeigt häufiger erstaunlich kleine Zahlen an, was nicht nur am grottig rollenden französischen Belag liegen kann. Ich identifiziere zwei weitere Ursachen: 1. Müdigkeit, 2. Hunger. Eine Schneise in einem Maisfeld südlich von Obenheim an der Tempo-90-Strasse ist ideal, um die Matte auszurollen und zu dösen, bis ich von selbst erwache.

Eine gefühlte Stunde* später weckt mich ein lautes Donnergrollen. Sachen packen. Kaum bin ich auf der wenige (5?) Meter entfernten Fahrbahn, beginnt es zu tröpfeln. Durch den heftigen Gegenwind plus mässigen Fahrtwind plus neue Sitzposition werde ich kaum nass. Der Regen hört bald auf.
*gemäss Aufzeichnung waren es ca. 10 Minuten

Der Hunger wird stärker. Neben Strassenbelag und Gegenwind wohl der Hauptgrund für die langsame Fahrt für DIE Kombination aus Topografie und Velo.

Sonntagmorgenstimmung auf der D468

In Neuf-Brisach werde ich wieder (wie auf der ersten Überführungsfahrt NL->CH des Wäschpis) mitten durch das Zentrum geroutet.

Der Gegenwind weht den Geruch frischen Brotes in meine Nase und ich erspähe kurz darauf die wehende Fahne mit Aufschrift „Banette“. Das Lokal in Ottmarsheim ist mir hoch willkommen und erhält dementsprechend Umsatz. Ich erfahre vom Sturm, welcher im Morgengrauen hier vorbeigefegt ist und während ich Schoggibrot esse und Kaffee trinke, wird das Wäschpi draussen zum zweiten und letzten Mal nass auf der Tour.

Sonntagmorgenstimmung auf der D468

 

Fussgänger- und Velobrücke über den Rhein zwischen Huningue und Friedlingen.

Die Route durch Basel ist auch nicht ganz ideal – an einem ruhigen Sonntagmorgen kein Problem.

In Liestal endet der Track auf dem GPSr. Anfängerfehler. Ab jetzt Routing mit dem Handy.

Bergauf überholt mich ein Pedelec-Paar. Ihren Kommentar, ich sei ganz schön flott unterwegs, kann ich nicht wirklich einordnen. Der Gümmeler ein paar Kurven später ist schneller (als sie und als ich sowieso).

Oberer Hauenstein. Ein Pass, welcher sich ohne Verwendung vom kleinen Kettenblatt fahren lässt, hat es (heute für mich) nicht verdient, anzuhalten oder gar auszusteigen fürs „Passfoto“

Die Velobaustellenumleitung in Oensingen führt über den Rasen einer Überbauung. Bei Trockenheit (wie jetzt) ja ganz witzig…

Etwas Gegenwind auf mir bestens bekanntem Terrain später bin ich zu Hause. Zu Hause endendes offizielles Brevet – schöner Luxus.

Resumé

Auf dieser Vorbereitungsfahrt habe ich diverse Anfängerfehler gemacht (zu wenig Essen dabei, GPS-Track nicht punktreduziert, zu spät geschlafen), was ganz gut ist, den Fokus für den August-Event etwas mehr auf das Wesentliche zu legen.

 

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